Am 18. Oktober 2022 fand in Berlin der erste Stakeholderworkshop statt. Ziel des Workshops war es, vorher identifizierte Finanzierungsmechanismen mit den assoziierten Praxispartner*innen des Projekts aus der Finanzbranche, der Immobilienbranche, des Mieter- und Verbraucherschutzes und der Energie- und Energiedienstleistungsbranche zu diskutieren und Voraussetzungen, Hemmnisse und Potenziale für eine sozialverträgliche Wärmewende zu ermitteln. Nach einem gemeinsamen Mittagsbuffet zur Eröffnung der Veranstaltung stellte Dr. Ulrich Fahl vom IER den Stakeholdern zunächst das Projekt, seine Relevanz und seine Ziele vor und gab eine Übersicht zu den Kosten und Nutzen energetischer Sanierungen im Wohngebäudebereich.
Im zweiten Teil des Workshops wurden sechs der im Grundlagenteil erarbeiteten Finanzierungsprodukte vorgestellt. Die Teilnehmer*innen konnten daraufhin abstimmen, welche der Modelle sie eingehender diskutieren wollten. Die Auswahl fiel auf die Instrumente Darlehen, Zuschüsse und Contracting, welche in zwei Gruppen diskutiert wurden. Für die Diskussion wurden ihnen vier Leitfragen gestellt.
- Wie müsste das Finanzierungsinstrument gestaltet sein, damit es den höchstmöglichen Investitionsanreiz schafft?
- Wie schafft man es, eine größtmögliche Sanierungstiefe mit der Finanzierung anzuregen?
- Wie schafft man es, einkommensschwache Haushalte durch das Finanzierungsmodell zu beteiligen?
- Wie sieht eine sozialgerechte Kosten- und Risikoverteilung aus? Wer trägt welchen Teil?
Die einzelnen Diskussionsrunden waren konstruktiv und warfen einige für die Weiterführung des Projekts zu beachtende Punkte auf. Bei der Zuschuss- und der Darlehen-Förderung wurde hervorgehoben, dass die Ministerien sich und die Fördertöpfe besser miteinander verknüpfen müssen, ohne dass dies zu Abhängigkeit führt. In diesem Zusammenhang wurde diskutiert, die Förderungen an das Haushaltseinkommen zu koppeln. Einkommensschwache Eigentümer*innenhaushalte könnten Zuschüsse erhalten und alle weiteren Eigentümer*innen Darlehen. Sowohl bei den Förderungen, als auch beim Contracting wurde die Wichtigkeit der Warmmietenneutralität hervorgehoben, die für einkommensschwache Mieter*innen im besten Fall gewährleistet sein soll. Beim Contracting wurde zudem u.a. diskutiert, dass dieses Produkt vor allem für kommunale Wohnungsunternehmen mit großen Wohnungsbeständen von einkommensschwachen Bewohner*innen geeignet sein kann. Für einkommensschwache Selbstnutzer*innen stellt es keinen interessanten Business-Case für die Contractoren dar. Da insgesamt das Contracting von Immobilien, die von einkommensschwachen Haushalten bewohnt werden, für die Contractoren ein risikoreiches Geschäft mit geringen Gewinnmargen darstellt, wurde hier über alternative Konzepte und Zuschüsse für Contractoren diskutiert.
Nach dem Workshop gab es einen Vortrag von Dr. Ray Galvin vom FCN zur Integration gesellschaftlicher Kosten und Nutzen in Finanzierungsmodelle für Deutschland. Nach einer abschließenden offenen Diskussion, in der sowohl über die Modellrechnungen des Projektes als auch die Einbindung unterschiedlicher Stakeholder-Gruppen gesprochen wurde, schloss Dr. Ulrich Fahl die Veranstaltung mit einem Ausblick auf die nächsten Schritte und Veranstaltungen des Projekts.

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