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INVEST, ein aufgeschlagenes Lexikon
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Das ABC zur Finanzierung der Wärmewende

Amortisationszeit

Die Amortisationsdauer ist die Zeitspanne zwischen Tätigung einer Investition und dem Zeitpunkt an welchem die aufgewendeten Investitionskosten durch den mit der Investition erwirtschafteten Mehrgewinn erwirtschaftet sind – eingesetztes Kapital also durch die Investition rückerwirtschaftet ist. Je kürzer die Amortisationszeit, desto geringer das Investitionsrisiko.

Bausparvertrag

Beim Bausparvertrag wird eine Spareinlage mit einem Darlehen für eine energetische Sanierung kombiniert. Die Kund:innen und die Bausparkassen schließen einen Vertrag über eine bestimmte Bausparsumme ab. Zu Vertragsbeginn wird eine von den Kund:innen zu erreichende Eigensparquote festgelegt. Die Kund:innen besparen daraufhin ein Bausparkonto und erhalten auf das Besparen Zinsen und ggf. Sparprämien. Ist die Eigensparquote erreicht, können die Kund:innen ein Darlehen zu im Vergleich zu klassischen Darlehen vorteilhaften Konditionen in Anspruch nehmen.

Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)

Das BGB ist der zentrale Gesetzestext des allgemeinen Privatrechts in Deutschland. Entsprechend regelt es die Rechtsbeziehungen zwischen Privatpersonen. Nebengesetze des BGBs sind das Wohnungseigentumsgesetz, Versicherungsvertragsgesetz, Lebenspartnerschaftsgesetz, Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz. Das BGB umfasst auch Regelungen zur Modernisierungsumlage (§599).

Coasian Bargaining (Coase-Theorem)

Das Coase-Theorem ist ein Lehrsatz der neoklassischen Mikroökonomie und besagt, dass rationale Akteure eines Marktes durch Verhandlungen externe Kosten internalisieren und die Ressourcenallokation effizient lösen können. Wichtige Annahmen bei dem Theorem sind: keine Transaktionskosten, vollständige Information und dass die Akteure im Besitz der notwendigen Verfügungsrechte der Marktgüter sind. Entsprechend bildet das Coase-Theorem Verhandlungssituationen zu privaten Gütern ab.

(Einspar-)Contracting

In Contracting-Modellen wird ein Energiedienstleister mit Maßnahmen zur Effizienzsteigerung für eine Immobilie oder einen Immobilienkomplex beauftragt. Im Unterschied zu On-Bill-Modellen liegt Contracting-Verträgen meist ein individuell für das Projekt erarbeitetes Konzept zugrunde, zudem wird kein schon zuvor existierender Zahlungsmechanismus für die Rückzahlung genutzt. Anfallende Investitionen werden vom Energiedienstleister getätigt, welcher auch die Koordination des Projekts übernimmt. Im Gegenzug erhält dieser Zahlungen von der beauftragenden Partei für die vereinbarte Vertragslaufzeit. Beim Energiespar-Contracting ist die Senkung des Energieverbrauchs Gegenstand der Dienstleistung. Eine zu erzielende Energieeinsparung wird vereinbart (Einsparungsgarantie) und muss innerhalb der Vertragslaufzeit erbracht werden – davon hängt auch die Vergütung des Energiedienstleisters ab.

Crowdfunding

Beim Crowdfunding werden energetische Sanierungsprojekte von der:dem Projekträger:in auf einer online-Plattform beworben. Eine benötigte Mindestkapitalmenge wird angegeben und andere Plattformnutzer:innen (Crowdfunder:innen) können einen geringen finanziellen Anteil beitragen. Das Projekt wird dann über die Masse dieser Anteile finanziert. Die Gelder sind dabei an die Ausführung des Sanierungsprojektes gebunden. Die Crowdfunder:innen können eine Gegenleistung erhalten – z.B. eine Rückzahlung, finanziert durch die eingesparten Betriebskosten.

Darlehen

Bei Darlehen bzw. Krediten vergeben Kreditinstitute, wie z.B. Privatbanken, Kreditnehmer:innen Investitionsmittel für energetische Sanierungen. Die Kreditnehmer:innen sind dabei dazu verpflichtet, nach Ablauf der Kreditlaufzeit den Kredit inkl. Zinsen zurückzuzahlen.

Einkommensschwache Haushalte

Der Schwellwert für Einkommensschwäche richtet sich im INVEST-Projekt nach der europaweit standardisierten amtlichen Definition von Einkommensschwäche, bzw. Einkommensarmut und Armutsgefährdung:  „Als einkommensarm gelten Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als 60% des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung in Privathaushalten am Ort der Hauptwohnung.“ Die Einkommensachse stellt aber nur eine von mehreren Achsen dieser Haushalte dar. Denn es geht bei den Problematiken rund um einkommensschwache Haushalte und der sozialverträglichen Wärmewende auch um Eigentumsverhältnisse, sowie soziale und Wohnverhältnisse. Entsprechend stellt der oben genannte Schwellwert einen Richtwert und kein hartes Kriterium dar und wird gemeinsam mit weiteren relevanten Achsen betrachtet. Weitere Informationen dazu finden Sie in der Akteursanalyse. 

Energieeinsparverordnung (EnEV) // Gebäudeenergiegesetz (GEG)

Die EnEV basierte rechtlich auf dem Energieeinspargesetz (EnEG) und schrieb Bauherren bautechnische Standardanforderungen zum effizienten Betriebsenergiebedarf ihres Gebäudes (Wohn- und Bürogebäude, sowie bestimmte Betriebsgebäude) oder Bauprojektes vor. Sie wurde zum 1. November 2020 durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abgelöst. Das GEG ist ein ordentliches Bundesgesetz und Teil des deutschen Wirtschaftsverwaltungs-, Bau- und Umweltrechts und führt das Energieeinspargesetz (EnEG), die Energieeinsparverordnung (EnEV) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) zusammen. Entsprechend sin die bautechnischen Standardanforderungen von Gebäuden und Bauprojekten seit dem 1. November 2020 in diesem Gesetzestext enthalten.

Energetische Gebäudesanierung / Modernisierung

In Abgrenzung zur allgemeinen Sanierung, die die Gebrauchsfähigkeit eines Gebäudes wiederherstellt, bezeichnet die Energetische Sanierung die Modernisierung eines Gebäudes mit dem Ziel, den Energieverbrauch des Gebäudes für Heizung, Warmwasser und Lüftung zu senken.

Förderung

Bei einer Förderung wird ein einmaliger Investitionszuschuss von einem Förderinstitut gewährt. Dieser Zuschuss ist durch Steuergelder finanziert. Um einen Zuschuss zu erhalten, muss dieser von Investor:innen beantragt werden. Dabei müssen die Antragsteller:innen nachweisen, dass die geplante energetische Sanierung von der Behörde festgelegte Effizienzstandards erfüllt.

Gebäudeinstandhaltung

Die Instandhaltung eines Gebäudes bezeichnet Maßnahmen zur Aufrechterhaltung eines bestimmten Gebäudezustandes, gemessen an seiner Gebrauchsfähigkeit. Maßnahmen umfassen insbesondere die Wartung, Inspektion und Instandsetzung, können aber auch eine Verbesserung des Gebäudes im Sinne des GEG umfassen. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen energetischer Sanierung und Instandhaltung.

Intracting

Beim Intracting werden energetische Sanierungen von einem Immobilieneigentümer:innen-Haushalt oder einem Wohnungsunternehmen mittels der durch die Effizienzmaßnahmen eingesparten Gelder selbst finanziert. Dafür wird ein eigener Haushaltsposten eingerichtet und einmalig mit einem Startkapital ausgestattet. Damit werden erste Maßnahmen finanziert. Diese führen mit der Zeit zu Kosteneinsparungen, welche wieder dem Haushaltsposten gutgeschrieben werden. Ähnlich, wie beim Revolving Fund, können mit den gutgeschriebenen Mitteln wieder neue Maßnahmen finanziert und amortisiert werden.

On-Bill-Modell

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On-Bill-Programme werden meist von Energieversorgungsunternehmen angeboten, welche die Umsetzung von bestimmten Maßnahmen (insbesondere im Bereich Energieeffizienz) ihren Kunden als zusätzliche Dienstleistung anbieten. Das Energieversorgungsunternehmen trägt zunächst die Investitionskosten (und übernimmt ggf. die Koordination der Umsetzung). Der Kunde zahlt im Gegenzug für die Programmlaufzeit einen festgelegten monatlichen Betrag an das Unternehmen, die Energierechnung fungiert dabei als Rückzahlungsvehikel.

One-Stop-Shop

Einrichtungen, die alle Schritte des Sanierungsprojektes, einschließlich der Finanzierung, übernehmen.

On-Tax-Financing

Regierungen bieten Investoren eine spezielle Anleihe an, oder private Kreditgeber stellen den Gebäudeeigentümern Finanzierungen für eine Energiesanierung zur Verfügung. Die Rückzahlung der Darlehen erfolgt über eine gewählte Laufzeit und über eine jährliche Veranlagung zur Grundsteuerrechnung. Entsprechende Anleihen können von kommunalen Finanzierungsbezirken, staatlichen Stellen oder Finanzunternehmen ausgegeben werden, und die Erlöse können zur Nachrüstung von Gewerbe- und Wohnimmobilien verwendet werden.

Prebound-Effekt

Der Prebound-Effekt bezeichnet das Phänomen, dass der tatsächliche Energieverbrauch in energetisch weniger effizienten Gebäuden häufig deutlich geringer als vorher geschätzt. Infolgedessen, sinken ihre Heizkosten weniger stark als erwartet. Grund dafür ist oft, dass einkommensschwache Haushalte (die oft in weniger effizienten Gebäuden leben) weniger Heizenergie verbrauchen, als es dem Bedarf der Energieeffizienzklasse ihrer Wohnungen entspricht, da sie Kosten sparen einer höheren Raumtemperatur vorziehen.

Rebound-Effekt

Der Rebound-Effekt beschreibt das Phänomen, wenn eine Steigerungen der Energieeffizienz eine Mehrnachfrage nach Energie mit sich zieht. Allgemein wird zwischen einem direkten und einem indirekten Rebound-Effekt unterschieden. Der erste tritt auf, wenn die Steigerung der Effizienz direkt zu einer Mehrnachfrage nach Energie führt – z.B. durch die Mehrverwendung einer effizienteren Heizung oder Waschmaschine oder mehr gefahrene Kilometer eines effizienteren Autos oder Kraftstoffs. Der Grund liegt darin, dass der Einsatz von Energie durch eine Effizienzsteigerung billiger und somit lukrativer wird. Dadurch steigt die Nachfrage nach dem Einsatz von Energie. Der indirekte Rebound-Effekt tritt auf, wenn die Einsparungen durch die Erhöhung der Effizienz und die damit freigewordenen Mittel aktiv für andere Zwecke verwendet, die wiederum mit einem Energiemehrverbrauch verbunden sind – z.B. eine Flugreise.

Revolving Fund

Ein revolvierender Fonds ist ein Fonds oder Konto, das zur Finanzierung der laufenden Geschäftstätigkeit einer Organisation ohne Beschränkung auf das Geschäftsjahr verfügbar bleibt, da die Organisation den Fonds durch Rückzahlung von verwendetem Geld aus dem Konto auffüllt. Anwendung Energieeffizienz: Es gibt eine Initialinvestition aus einem privaten oder öffentlichen Fonds oder Konto. Das Kapital fließt in die energetische Sanierung. Durch die Sanierung erzielte Einsparungen in den Betriebskosten fließen zurück in den Fonds (und können ggf wieder re-investiert werden).

Social Climate Fund

Ein Fonds, der aus EU-Geldern gespeist wird. Das Ziel des Fonds ist es, einkommensschwachen Haushalten, Kleinstunternehmen und Verkehrsteilnehmern zu helfen, die Kosten der Umstellung auf grüne Energie im Gebäude- und Straßenverkehrssektor zu tragen. Der Fonds soll den zusätzlichen Kosten entgegenwirken, die vulnerablen Verbraucher:innen entstehen könnten, wenn die EU-Richtlinie zum Emissionshandelssystem überarbeitet wird.

Vermieter-Mieter-Dilemma

Das Mieter-Vermieter-Dilemma ist eine bestimmte Form des allgemeinen Investor-Nutzer-Dilemmas (ein Principal-Agent-Problem) und beschreibt die Situation, in der der/die Vermieter:in der Investor von Modernisierungsmaßnahmen an einem Gebäude ist, der/die Mieter:in aber der/die Nutznießer:in der Maßnahme ist. Er:sie profitiert von eingesparten Energiekosten oder erhöhtem Wohnkomfort. Der:die Investor:in erhält (zumindest in der Ausganssituation) keine Rückzahlung z.B. in Form von eingesparten Energiekosten. Diese Situation führt häufig zur Unterinvestition im Bereich der energetischen Gebäudesanierung.